Osternewsletter 2015
AURUM CORDIS ® NEWSLETTER vom 07.04.2015
Sehr geehrte Frau/Herr ...,
Ich wünsche allen Lesern dieses Newsletters dass sie ein ebenso sonniges Osterfest verleben konnten, wie wir es hier in Norddeutschland erlebt haben.
Bei allen schweren Nachrichten persönlicher wie weltpolitischer Art, die uns auf vielfältige Art und Weise in letzter Zeit erreichen konnten, ist dieses Fest immer wieder Ausdruck von Hoffnung dort, wo alles zu einem traurigen Ende gekommen zu sein scheint.
Ich wünsche Ihnen allen das Vertrauen in die Möglichkeit eines “Neuwerdens im Leben.”
Ich würde mich freuen, wenn unsere Arbeit ein wenig dazu beitragen könnte!
Hochsensible als Seismographen der Gesellschaft
Auf Facebook hat der link zu der Presseinformation auf unserer Seite über hochsensible Menschen als “Seismographen der Gesellschaft” so viel Beachtung gefunden, dass ich ihn auch hier noch einmal einbinden möchte. Offensichtlich hat die Geschichte vielen hochsensiblen Menschen aus der Seele gesprochen.
Die Bedeutung der Somatischen Marker für Hochsensible Menschen
In jedem von uns leben zwei unterschiedliche Entscheidungssysteme, die uns helfen, uns durch das Leben zu navigieren.
Der Verstand als unser bewusstes Entscheidungssystem
Der Verstand ist unser bewusstes System. Wenn wir ca. 1,5 Jahre alt sind, beginnt er, uns im Leben zu steuern. Er wägt das Für und Wider einer Situation ab, bevor er zu einer Entscheidung kommt. Damit ist er recht langsam. Man sagt, dass er für die Verarbeitung der ihm zur Verfügung stehenden Informationen ca. 900 ms braucht.
Darüber hinaus ist er – wie wir alle aus leidvoller Erfahrung wissen- überaus ablenkbar und damit unter Umständen kein zuverlässiger Ratgeber für schwierige Entscheidungen.
Seine Kriterien sind ein “richtig” oder “falsch”. Er bewertet . Auf diese Weise ist er auch das System für langfristige Planungen.
Sind wir mit seiner Hilfe zu Klarheit gelangt, ist er präzise und versetzt uns in die Lage, unsere Entscheidung sprachlich zu formulieren.
Das Emotionale Erfahrungsgedächtnis als unser unbewusstes Entscheidungssystem
Demgegenüber steht unser unbewusstes System. Man nennt es auch das Emotionale Erfahrungsgedächtnis. Es beginnt bereits im Mutterleib, in der 3.-5. Schwangerschaftswoche zu arbeiten. Darüber sind wir schon ab dieser Zeit mit unserem “Ahnenschatz” verbunden.
Im Interesse unseres Überlebens entscheidet dieses System blitzschnell darüber, ob etwas gut oder schlecht für uns ist. Dafür braucht das Emotionale Erfahrungsgedächtnis gerade mal 200 ms.
Es ist damit immer im “Hier und Jetzt” und daher für strategisches Denken und langfristige Planungen das ungeeignete Instrument. Während der Verstand sich über die Sprache äußert, sind Körperempfindungen und Gefühle die Ausdrucksform des Emotionalen Erfahrungsgedächtnisses. Es ist immer präsent und kennt im Gegensatz zum Verstand keine Ablenkungen.
Dennoch hält es auch seine Fallen für uns bereit. Haben wir einmal gelernt, dass z.B. Schokolade der pure Genuss für uns ist, kann der Verstand zig mal darauf aufmerksam machen, dass ihr grenzenloser Verzehr weder der Darmschleimhaut noch dem Gewicht gut tut, das Gefühl des Wohlbefindens aus dem Emotionalen Erfahrungsgedächtnis wird gewinnen.
Für eine Verhaltensänderung braucht es gefühlte Einladungen, um dieses Entscheidungssystem ins Boot zu holen.
Die Somatischen Marker
Wenn wir vor diesem Hintergrund die Signale der Hochsensiblen Menschen betrachten, wird deutlich, womit sie in Kontakt sind, wenn sie z.B. unter plötzlichem Herzrasen beim Betreten eines Raumes leiden, in dem eine Gruppe von Menschen tagt. Aus dem pathologischen Blickwinkel betrachtet, könnten hier Stichworte wie Angst bis hin zu Sozialphobien fallen.
Aus der Perspektive eines leichten Zugangs zu einer umfassenden Informationsebene jedoch, sollte der Hochsensible seinen Körperimpulsen zumindest Berechtigung und Raum zusprechen anstatt sie einfach “weg haben” zu wollen, um “wie die anderen zu sein”. Sie können ihm wichtige Hinweise geben, wenn er sie denn ernst zu nehmen und zu regulieren versteht.
Wie wir aus der körperorientierten Trauma-Arbeit wissen, hilft es der Integration des Sympathikus und des Parasympathikus sehr, den Impuls z.B. in eine Geste zu übersetzen, um anwesend bleiben zu können.
Nach einiger Zeit wird es dem Hochsensiblen vielleicht möglich sein, seinen Empfindungen sprachlichen Ausdruck und Begründung zu verleihen, die unter Umständen für alle von großer Bedeutung sein könnten.
Würde man die Tagungsgruppe z.B. bitten, nach der sachlichen Entscheidung zu einer Fragestellung, doch einmal umzuschalten und ihr Emotionales Erfahrungsgedächtnis zur Sprache kommen lassen, könnte es sein, dass einige von Herzrasen, Unwohlsein, Schwitzen berichten würden , ohne den wirklichen Grund dafür zu kennen oder sprachlich ausdrücken zu können- denn der Verstand ist nun einmal viel langsamer.
Ein kluger Leiter dieses Meetings wäre jedoch gut beraten, solche Signale ernst zu nehmen. Es könnte sein, dass eine sachlich getroffene Entscheidung gar nicht von allen Beteiligten getragen werden kann oder aber – von dieser Ebene betrachtet- der Sache an sich nicht dienlich ist.
Die Art der Körpersignale, die das Emotionale Erfahrungsgedächtnis sendet, nennt man “Somatische Marker”.
So gesehen sind hochsensible Menschen Spezialisten einer Sprache, die sich ganzkörperlich und emotional zu erkennen gibt. Jedoch sind sich die Hochsensiblen ihres sprachlichen Expertentums zumeist nicht bewusst und empfinden die Signale als einengend und störend- was sie sind, wenn man sich ihnen nicht nähert.
Da für uns alle jedoch diese “Sprache vor der Sprache” als kleine Kinder der einzige Weg der Kommunikation mit unseren engen Bezugspersonen war, gilt es sich, sich dieser Signale zu erinnern und sie im Wechselspiel mit dem Verstand zu befragen.
Darüber entsteht Bewusstsein für sich selbst und für das eigene Wohlergehen ebenso wie für das der Gemeinschaft, in der wir leben und arbeiten.
Darüber können die “Seismographen der Gesellschaft” wie die Hochsensiblen auch genannt werden können, lernen, dem Ausdruck zu verleihen, was auch alle anderen betrifft. Damit darf sich Stress reduzieren. Die Wahrnehmung, die sich in der Stress-Situation auf den Problemblick verengt, darf sich wieder erweitern, um den Blick für neue Handlungsoptionen frei zu geben.
Im HSP-Coaching, Berufscoaching, der körperorientierten Trauma-Arbeit sowie den Fortbildungen von Aurum Cordis arbeiten wir gemeinsam mit unseren Klienten daran, diese Signale für den eigenen Weg in Gesundheit, Wohlbefinden und Selbstwirksamkeit nutzen zu können.
Die Gaben der Hochsensibilität weiter professionalisieren!
Das Thema der Kompetenzen, die sich aus der Hochsensibilität ergeben, ist aktuell so wichtig, dass wir ihm aus einem weiteren Blickwinkel mehr Beachtung schenken wollen.
Da Coaching, Beratung, Therapie und jegliche Form der Begleitung von Menschen natürliche Kernkompetenzen der Hochsensiblen sind, finden sich in diesem beruflichen Themenfeld viele HSPs, die ganz selbstverständlich mit diesen Gaben arbeiten- oft jedoch ohne bisher gezieltes Wissen und Bewusstsein über ihre Wahrnehmung erlangt zu haben.
Damit geht ihnen nicht nur ein wichtiger Aspekt der Selbstfürsorge in diesen herausfordernden Berufen verloren, sondern auch ihre berufliche Kompetenz in den begleitenden Themenfeldern könnte durch die wachsende Souveränität im Umgang mit der feinen Wahrnehmung noch einmal deutlich vertieft werden.
Gerade diese Expertise wird immer mehr gebraucht! Die Herausforderungen, die eine sich ständig verändernde Welt mit immer weniger stabilen Beziehungen an alle Menschen stellt, werden immer größer. Immer mehr Menschen kommen an ihre Grenzen. Die Rate der Erschöpfungserkrankten wächst beständig. Sie zeigt sich u.a. im dramatischen Anstieg der psychischen Erkrankungen, den wir in dieser Intensität trotzt objektiv schlechterer Lebensbedingungen in den letzten Jahrzehnten so noch nicht erlebt haben.
Die vielfach überforderten Menschen suchen Rat und Begleitung, um für sich zu einer Form gesundheitlicher, emotionaler und wirtschaftlicher Stabilität zurück finden zu können. Oft empfinden sie die Ursachen für ihre Nöte eher schleichend und diffus. Um so mehr sind sie auf Begleiter angewiesen, bei denen sie sich auf vielen Ebenen erkannt und gefühlt fühlen können.
Dafür sind die Hochsensiblen die Experten!
Fortbildungen bei Aurum Cordis
Aurum Cordis hat diesen dringenden Bedarf erkannt und darum gezielt in sein Fortbildungsprogramm integriert.
In einer kompakten Form können sich begleitend tätige Menschen ihre Wahrnehmungskompetenz im Beratungs-und Coachingprozess vertiefen. Die nächste Fortbildungseinheit startet schon im Juni und die Anmeldungen dafür laufen. Informieren Sie sich dazu gern genauer im Gespräch mit Herrn Schneider.
Nach vielen Überlegungen hat die Aus-und Weiterbildung zum Integralen Gesundheitscoach bei Aurum Cordis nun ihre endgültige Form gefunden.
Die Teilnehmer werden sich umfassend mit den unterschiedlichen Dimensionen von Gesundheit und Wohlbefinden auseinandersetzen und damit einen wichtigen Eigenprozess zu mehr persönlicher Gesundheitskompetenz gehen. Aus dieser wichtigen Erfahrung werden sie zu fachlichen Experten in der Begleitung anderer Menschen, die vor eben diesen Fragen stehen.
Da es sich ja um einen Coachingfortbildung mit dem Fachgebiet der Gesundheit handelt, wird dem Bereich der Professionalisierung der Wahrnehmung im Coachingprozess viel Sorgfalt gewidmet.
Viele Hochsensible verfügen über eine beeindruckende Breite an Begabungen und Fortbildungen, ohne für sich den passenden wirtschaftlichen Ausdruck dafür gefunden zu haben. Darum gehört zu dieser Ausbildung auch ein Modul des “Selbstmarketing”, um den Schritt nach “draussen” zu erleichtern.
Der nächste Ausbildungsgang startet Ende August 2015. Gern stehen wir für vorbereitende Einzelgespräche zur Verfügung, um mit Ihnen über persönliche Eignung und Perspektiven zu sprechen.
Traumaheilung und Selbstverbindung:
Hochsensibilität kann auch ganz einfach als ein Ausdruck verstanden werden, der ein Leben mit einem hoch erregbaren oder erregten Autonomen Nervensystem beschreibt. Wie schon im Artikel über die Somatischen Marker beschrieben, braucht es für den Umgang mit diesem Autonomen Anteil in uns etwas anderes als die gesprochene Sprache.
Gelingt es, einen nonverbalen Treffpunkt damit in uns selbst zu finden und darüber zu kommunizieren, können angstvoll ausgeklammerte Anteile wieder anwesend werden. Integration findet statt, die eine neue Freiheit im Leben schenkt.
Ebenfalls vor dem Hintergrund der steigenden Überforderung so vieler Menschen betrachtet, spielt die Übererregung des Autonomen Nervensystems eine immer größer werdende Rolle. Für die Hochsensiblen verbirgt sich dahinter die wohl bekannte Erfahrung des Überreizungssogs, der diegleichen Symptome wie ein Traumasog aufweisen kann.
Es braucht daher immer mehr Expertise unter den begleitend tätigen Menschen, um in einer nonverbalen, körperorientierten Sprache mit ihren Klienten über Nöte kommunizieren zu können, die sich der sprachlichen Kommunikation entziehen.
Wir freuen uns daher sehr, dass wir bekannte Trauma-Therapeutin Andrea Wandel erneut gewinnen konnten, im Dezember diesen Jahres eine Trauma-Fortbildung bei Aurum Cordis anzubieten.
Die Anmeldungen laufen auch hier. Für persönliche Fragen steht Ihnen Jutta Böttcher gern zur Verfügung.
Ein interessanter Buchtip
Kürzlich ist das Buch “Entschuldigen Sie, wer bin ich?” über das „Lost-Sense-Syndrom von dem erfahrenen Arzt und Therapeuten Dr. Wolfgang Blohm bei Kamphausen erschienen.
Eindrücklich und in gut lesbarer Sprache beschreibt Dr. Blohm Ursachen, psychosomatische Folgen und mögliche Auswege aus der empfundenen Sackgasse, die sich aus der um sich greifenden Überforderung und Verunsicherung im Alltag ergibt. Er greift dabei auf seine jahrzehntelange Erfahrung als Leiter seiner hypnosystemisch arbeitenden Privatklinik zurück.