HOCHSENSIBILITÄT BEI KINDERN
Hilfe - mein Kind ist anders!
Der Alltag mit hochsensiblen Kindern
Für alle anderen ist es scheinbar unkompliziert, das Kind noch im Kinderwagen mit zu abendlichen Restaurantbesuchen zu nehmen. Ihr Kind jedoch kommt in dieser hektischen lauten Umgebung nicht zur Ruhe. Es schreit und lässt sich noch lange danach kaum beruhigen. Im Interesse der familiären Nachtruhe werden solche Abenteuer darum in Zukunft eher unterbleiben.
Während das Kind in familiär geschützter Atmosphäre, gelöst und wach, sich häufig schon früh in differenzierter Sprache und mit großem Wortschatz zu äußern versteht, stellt der Übergang in den Kindergarten eine ungeahnte Hürde dar. Es scheint zu verstummen. Die Trennung von der Mutter ist allmorgendlich ein Problem, das unter Umständen schon beim Finden der richtigen Kleidung für diesen Tag zuhause dramatisch beginnt. Viele Tränen fließen, während im Kindergarten der Platz unter dem Tisch, von dem aus sich in sicherer Entfernung der Stuhlkreis mit den anderen Kindern beobachten lässt, für lange Zeit der einzig mögliche Aufenthaltsort in dieser fremden Welt zu sein scheint.
Einmal eingewöhnt, ist für viele Kinder eine Geburtstagseinladung oder Übernachtung im Kindergarten ein großes Abenteuer. Für das hochsensible Kind jedoch können solche Aktivitäten die Quelle von nicht mehr zu steuernder Reizüberflutung mit heftigen körperlich- seelischen Reaktionen sein - und darum ein Graus. Wieder ist das Kind das “andere”, das sich nicht einfach in Gruppenaktivitäten eingliedern lässt.
Wie zeigt sich die Reizverarbeitung des hochsensiblen Kindes?
Ist der Kindergarten endlich vertraut und eine tägliche Selbstverständlichkeit, kann das Kind auch dort zu einer fast familiären Sicherheit kommen. Jedoch wie auch später in der Schule hat sein gesamtes System weiterhin damit zu tun, die ganze Fülle der dort aufgenommenen Reize zu verarbeiten, ohne bisher Strategien dafür erlernt zu haben. Hat es in Schule und Kindergarten gerade noch gereicht, um dabei sein zu können, gibt es zuhause dann häufig schreiende Zusammenbrüche, unter denen die ganze Familie zu leiden hat.
Überhaupt könnte es sein, dass Eltern und Erzieher sich angesichts oft extremer Reaktionen des Kindes zu fragen beginnen, ob vielleicht doch an eine AD(H)S-Diagnose zu denken sei. Auch für Kinder, die der Reizüberflutung durch einen völligen Rückzug begegnen und in sich selbst versunken zu sein scheinen, ist die Welt nicht rosig. Hier fragt man sich, ob ADS oder vielleicht auch Autismus zu diagnostizieren sei.
Bevor noch an Hochsensibilität und eine Reizüberflutung gedacht wird, die sich durch klare Strukturen und eine Entstressung auf vielen Ebenen wieder in den Griff bekommen lässt, gewinnt auf diese Weise der pathologische Blick auf das Kind an Kraft. Und dabei zeigt es doch auf der anderen Seite ungewöhnliche Stärken - unter Umständen jedoch wiederum verbunden mit heftigen Reaktionen.
So ertragen hochsensible Kinder z.B. keine Ungerechtigkeiten. Aufgrund ihrer holistischen Wahrnehmungsfähigkeit sind ihnen die Konsequenzen einer solchen Behandlung lebendig vor Augen und sie empfinden sie wie eine eigene tiefe Beschämung. Unbändige Wut oder auch tränenreiche Verzweiflung mit tagelangen Diskussionen können die Folge sein.
Die Gaben
Die holistische Wahrnehmungsfähigkeit ist meistens auch verbunden mit großem Ideenreichtum, Kreativität und ausgeprägten empathischen Fähigkeiten. Wer so verbunden denkt und fühlt, ist nicht selten in jungen Jahren schon ein kleiner Philosoph, der in einer natürlichen, weit wahrnehmenden Spiritualität zuhause ist.
Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach Leben und Tod, nach der eigenen Lebensaufgabe werden den Eltern zu Zeiten gestellt, wo diese mit Überraschung feststellen, dass sie sich selbst damit bisher gar nicht oder zu wenig beschäftigt haben.
Über ihre Jahre hinaus gereift, sind hochsensible Kinder darum oft all zu junge Ratgeber von erstaunlicher ursprünglicher Weisheit, so dass Eltern aufgefordert sind, ihren Kindern die Unbeschwertheit ihres Alters zu erhalten und sie nicht zu früh zu kleinen Erwachsenen zu machen oder machen zu lassen.
Freundschaften und Freizeit
Tiefgründig wie diese Kinder sind, wählen sie ihre Freunde sorgfältig aus. Oft haben sie nur einen oder sehr wenige wirkliche Freundschaften oder neigen eher dazu, ein Einzelgänger zu sein.
Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass sie unglücklich sein müssen. In ihrer Fähigkeit zur nonverbalen Kommunikation finden sie auch oft in Tieren ihren besten Freund.
Auch künstlerische Aktivitäten, Musik, Lesen oder stundenlange Naturbeobachtungen aus der einladenden Höhle eines Baumhauses heraus können die Freizeit füllen und dabei vielen Eltern die Sorge bereiten, dass ihr Kind wohl nie kontaktfähig sein und darum ein Leben in Einsamkeit zu fristen habe.
Die Sorge der Eltern und der Perfektionsanspruch des Kindes “Wie soll das nur werden auf dem weiteren Weg in Schule und Beruf?” ist die bange Frage, die sich viele Eltern stellen. Sie ahnen nicht, welche schwere Last sie mit dieser elterlichen Sorge, die zudem von der eigenen Geschichte geprägt ist, auf die Schultern ihres so umfassend wahrnehmenden Kindes legen.
Sie trifft auf den typischen Anspruch des Hochsensiblen, doch von vornherein alles richtig machen zu wollen - vor allem für die Menschen, an deren Wohl und Wehe dem Kind so viel liegt, nämlich den Eltern. Anstatt darin Frieden zu finden, leben die Kinder nun in der Gewissheit, gerade diesem dringenden Wunsch nicht gerecht werden zu können. Denn sonst würden ja die Eltern nicht besorgt sein. Sie beginnen, sich als Ursache vieler familiärer Schwierigkeiten zu empfinden, verlieren an Selbstbewusstsein- und vertrauen und quälen sich nicht selten mit Selbstzweifeln und Schuldgefühlen.
Der Teufelskreis
Die Spirale beginnt sich weiter zu drehen. Der Druck auf alle Beteiligten wächst und damit auch die Belastung für das hocherregbare autonome Nervensystem des Kindes und des unter Umständen auch vorhandenen, selbst hochsensiblen Elternteils. Das ganze familiäre System beginnt, sich zu erschöpfen und in einem Problemblick auf möglicherweise vorhandene schwere Erkrankungen zu verlieren. Die Intensität von psychosomatischen Beschwerden, Verhaltensauffälligkeiten sowie Schwierigkeiten in Kindergarten und Schule nimmt zu.
Perspektivwechsel – “anders lebendig, lebendig anders”
Bevor jedoch sich der Verdacht einer wirklichen Erkrankung oder Störung nicht zweifelsfrei erhärten lässt, braucht es die Liebe und die Sorgfalt eines übergeordneten Blickes, um die Sprache des Kindes zu verstehen und es davor zu bewahren, “krank geredet” zu werden.
Die Aurum Cordis Familienbegleitung hat darum das Ziel, mit den Eltern zusammen einen solchen Perspektivwechsel zu vollziehen, um Ruhe einkehren lassen zu können und die Gaben des Kindes wieder in den Blick nehmen zu können.
Dieser Fragebogen soll Ihnen helfen, eine erste Einschätzung darüber zu gewinnen, ob Ihr Kind hochsensibel sein könnte oder nicht.
Für weitere Informationen rund um das Thema Hochsensibilität rufen Sie uns gerne unter 04161 - 714 712 an oder schreiben Sie uns unter info@aurum-cordis.de.
Autor: Jutta Böttcher © 2014